Lebendiger Lernort Kleincomburg

"Ein Gramm Praxis wiegt mehr als eine Tonne Theorie" (John Dewey)

1. Ausgangslage und Zielgruppe

1.1. Belastende Lebensumstände

Wir beobachten mit großer Sorge, wie sich die Bedingungen gewandelt haben,            unter denen unsere Schülerinnen und Schüler aufwachsen:

  • Die Coronapandemie
  • stark gestiegener Medienkonsum sowie 
  • Krieg und Vertreibung

sind nur einige der Gründe.

Kinder und Jugendliche, die durch Flucht vor Kriegshandlungen zu uns kommen, sind entwurzelt, zum Teil traumatisiert. Sie müssen nicht nur die deutsche Sprache schnell lernen, sondern hier auch wieder Vertrauen in das Leben fassen.

Durch die Coronavirus-Pandemie wurden die seelischen und körperlichen Belastungen vieler Kinder und Jugendlichen massiver:

  • Sie verbrachten zum großen Teil noch mehr Zeit vor dem Bildschirm.
  • Ihr Bewegungsmangel wurde größer.


  • Innerfamiliäre Belastungen spitzten sich zu.
  • Eltern kamen zum Teil selbst zum Rand ihrer Kräfte.

Manche von ihnen waren (und sind) nur unzureichend in der Lage, ihren Kindern den nötigen Halt zu geben. Sie schaffen es nicht, ihren Kindern die grundlegenden lebenspraktischen Kompetenzen sowie Selbstvertrauen und Zuversicht zu vermitteln.

Der "Wiedereinstieg" in die Schule nach Corona stellte für einige Kinder und Jugendliche eine unüberwindbare Hürde dar.

Durch diese Umstände können Kinder und Jugendliche beim Lernen behindert werden, ohne im herkömmlichen Sinne "lernbehindert" zu sein.

1.2. Mögliche Folgen

Die Schulen gelangen immer wieder an ihre Grenzen.
Manche Kinder und Jugendlichen fühlen sich "abgehängt". Das bisherige Unterrichtssystem kann ihren Bedürfnissen oftmals nicht gerecht werden. Eine Negativspirale an Misserfolgen, Frustration und Verweigerung scheint dann vorprogrammiert:

Einige von ihnen machen nicht laut auf sich aufmerksam - sondern werden eher "unsichtbar" und "tauchen ab". 

Andere reagieren laut und mit Aggression.

Ihnen gemeinsam ist: 

Das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten nimmt massiv ab, 

die Anbindung an die Schule schwindet. 

Fehlzeiten häufen sich - bis hin zur Schulverweigerung.


Wir müssen etwas ändern.
Wir können etwas ändern.
Wir wollen etwas ändern.


1. 3. Unterstützung durch die Politik

In Baden-Württemberg wurde eine Task-Force gegründet, welche die psychische Situation von Kindern und Jugendlichen in Folge der Coronapandemie untersuchte und Maßnahmen erarbeitete. Diese legte ihrer Abschlusserklärung am 11. April 2022 vor. 

Darin heißt es:
"Besonders von den negativen Folgen betroffen sind Kinder und Jugendliche, die unter ohnehin belastenden Rahmenbedingungen aufwachsen. Es gilt, auf diese Kinder ein besonderes Augenmerk zu richten."

Unter anderem sind geplant:
- die Aufstockung der Schulsozialarbeit
- die Schaffung von Neustellen für die Mobile Jugendarbeit
- Erhöhung der Fördersätze im Landesjugendplan
- die Förderung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit

Es gibt Impulse zur weitergehenden Vernetzung der Hilfesysteme:
Gesundheitswesen, Kinder- und Jugendhilfe und Schulen.
Genau hier setzt unser Projekt an.

2. Bedarf und Bedürfnisse

2.1. Welche Bildungsangebote für die beschriebene Zielgruppe gibt es bereits?

Neben den allgemeinen Schulen gibt es in Schwäbisch Hall:

  • die Friedensbergschule (SBBZ Lernen): für Kinder und Jugendliche mit dem sonderpädagogischen Förderbedarf Lernen
  • das Zentrum für Psychische Gesundheit Schwäbisch Hall: eine teilstationäre Einrichtung der Klinik für Kinder-und Jugendpsychiatrie des Klinikums am Weissenhof in Weinsberg
  • zwei Initiativen gegen Schulabsentismus: Das Projekt "Future" ist beim Jugendamt angesiedelt. Das Projekt "Xtra4U" der AWO befindet sich an der Gemeinschaftsschule "Johannes Brenz". Beide Hilfsangebote setzen auf Einzelfallbetreuung und Coaching.

2.2. Wie hoch ist der Bedarf einzuschätzen?

Im November 2021 wurde im Jugendhilfeausschuss der Erfolg des Jugendamt-Projektes "Future" vorgestellt. Von 47 Jugendlichen konnten  erfreuliche 60 Prozent den Weg zurück in die Schule finden.

Das heißt im Umkehrschluss aber auch: Etwa 19 Schülerinnen und Schüler wurden nicht erreicht. Diese "Schulabbrecher" standen zuerst im Fokus unseres Konzeptes.

In verschiedenen Gesprächen wurde aber immer deutlicher, dass der Bedarf an praktischen Lernangeboten für eine viel größere Gruppe dringend gegeben ist: Ins Tun kommen, sich als selbstwirksam erleben, auf praktische Erfolgserlebnisse stolz sein - "Eigentlich brauchen das doch alle!" Also haben wir unser Konzept überarbeitet und erweitert.

2.3. Welche Bedürfnisse haben diese Kinder und Jugendlichen?

Was brauchen sie, um an ihr Potential zu kommen? Die Jugendlichen brauchen:

  • einen überschaubaren Rahmen
  • zuverlässige Bezugspersonen, die individuell auf sie eingehen können
  • Möglichkeiten, sich zu bewähren, ihre Fähigkeiten im praktischen Tun zu beweisen und zu entwickeln
  • Herausforderungen, an denen sie wachsen können
  • Wertschätzung ihrer Persönlichkeit
  • soziale Erfahrungen innerhalb einer Gruppe
  • die Erfahrung, gebraucht zu werden

Die Jugendlichen müssen erleben können: "Ich bin ein wichtiger Teil der Gesellschaft."
Sie müssen erfahren, dass es sich lohnt, sich anzustrengen - und durchzuhalten.

3. Die Idee

Was in Schwäbisch Hall fehlt, ist ein Ort - eine Anlaufstelle für "schulentfremdete" Kinder und Jugendliche. Ein Ort, an dem sie wieder Freude am Lernen und Arbeiten finden. Gemeinsames Tun schweißt zusammen, jede/r kann sich einbringen  mit den eigenen Stärken.

3.1. Die Chance

Es gibt einen Ort, der das Potenzial hat, dies zu werden. Er muss nur aus seinem "Dornröschenschlaf" erweckt werden: Die Kleincomburg ist ein ehemaliges Kloster und war lange Zeit Außenstelle der Justizvollzugsanstalt. Seit acht Jahren stehen die Räume leer.

Wir sehen die Kleincomburg als Schatz, der gehoben werden will. Für uns steht aber nicht die Immobilie im Vordergrund, sondern das,   was sie sein kann: Eine große Chance.
Nicht eine Chance zur Geldvermehrung - viel besser: Eine Chance für junge Menschen, ihren eigenen "Schatz" - ihr eigenes  Potential zu entdecken.

3.2. Gemeinsam arbeiten

Wir sehen uns in der Pflicht, Herausforderungen zu finden, an denen sie wachsen können. Eine solche gemeinsame Herausforderung könnte sein, die Räume Stück für Stück wieder herzurichten - in Zusammenarbeit mit Fachleuten verschiedener Gewerke.

Unser Traum ist es, die Kleincomburg zu einem lebendigen Lernort zu machen: 

"learning bei doing" - oder, wie Pestalozzi sagte, "Lernen mit Kopf, Herz und Hand".

Uns schwebt ein "Co-working-space" vor: Ein Ort, an dem auch Erwachsene arbeiten - an dem die Jugendlichen erleben können, mit welcher Freude KünstlerInnen und HandwerkerInnen ihrer Arbeit nachgehen, Ideen entwickeln, an Projekten tüfteln.

Im besten Falle ist der Lernort Kleincomburg auch an den Nachmittagen, den Wochenenden und in den Ferien geöffnet - für alle,  die lernen und Werkstätten benutzen wollen. Hier könnten praktische Kurse und Workshops stattfinden - als offenes Angebot für Jugendliche und Erwachsene.

Wir wollen einen Ort schaffen, an dem gehämmert und gebohrt, gemessen und gemalt, gesägt und geschliffen, getrommelt und gekocht, gelacht und gelernt wird -
einen Ort, an dem Jugendliche unmittelbar spüren: 

"Meine Mitarbeit und meine Leistung sind wichtig. Darum strenge ich mich an."






3.3. Selbstwirksamkeit

Wenn sie dieses greifbare Gefühl von Selbstwirksamkeit erleben, haben sie auch die Chance, zu eigenständigen, selbstverantwortlichen (und im  besten Fall: glücklichen) Erwachsenen zu werden.
Ganz nebenbei: Wir können es uns als Gesellschaft einfach nicht leisten, Jugendliche zu verlieren. Ein außerschulisches Lernprojekt auf die Beine zu stellen ist kostengünstiger, als später viel Geld für soziale  Unterstützung von Hilfeempfängern auszugeben.

3.4. Ziele - für die Jugendlichen

Wir sehen die Aufgabe, die Handlungskompetenz der Jugendlichen zu stärken. Unser Ziel ist es, ein Angebot schaffen, das die Jugendlichen  dabei unterstützt, ihren Weg im Leben zu finden.
Wir wollen Erfolgserlebnisse ermöglichen.
Den Schülerinnen und Schülern - und dadurch auch uns.

Ein wichtiges, kurzfristiges Ziel ist es, dass die Kinder und Jugendlichen durch viele praxisnahe Tätigkeiten wieder zu Zufriedenheit und einem positiven Selbstbild finden. Dies wiederum ermöglicht die Fähigkeit zum  selbstständigen, selbstgesteuerten Lernen und damit zum Erreichen schulischer und persönlicher Erfolge.

Das mittelfristige Ziel ist die Wiedereingliederung ins Schulsystem, der  Erwerb eines Schulabschlusses bzw. die Aufnahme einer Ausbildung.

Das große, langfristige Ziel ist, dass die Jugendlichen befähigt werden, Verantwortung für ihr eigenes Leben übernehmen zu können - "Regie zu führen" über ihr eigenes Leben. Wenn ihnen das für sich selbst gelingt, sind sie auch in der Lage, Verantwortung für andere zu übernehmen, Verantwortung für die Gesellschaft.

3.5. Ziele - für die Gesellschaft

Wir leben in Umbruchzeiten - auch in der Bildungspolitik.
Die Entwicklung geht weg von der Idee einer reinen Wissensgesellschaft - hin zu einer Kompetenzgesellschaft:

"Erfolg in der Bildung bedeutet nicht nur das Lernen von Sprachen, Mathematik oder Geschichte,      sondern auch die Entwicklung von Identität, Handlungsfähigkeit und Sinnhaftigkeit (...) Die Welt belohnt uns nicht mehr allein für das, was wir wissen – Google weiß ja schon alles –, sondern für das, was wir mit dem, was wir wissen, tun können. (...) Es werden unsere Vorstellungskraft, unser Bewusstsein und unser Verantwortungsgefühl sein, die uns helfen werden, Technologien zu nutzen, um die Welt zum Besseren zu gestalten." (OECD: "Future of education and  skills 2030", S. 11)

Kompetenzen unterscheiden uns im Zeitalter künstlicher Intelligenz von Maschinen. Persönlichkeitsentwicklung und sogenannte Future Skills rücken immer stärker in den Fokus.

3.5.1. Was sind Future Skills?

Das sind Fähigkeiten, die es uns ermöglichen, in einer noch unbekannten Zukunft eine lebenswerte Gesellschaft zu gestalten.
Die OECD initiierte im Jahre 2015 das Projekt "Future of education and  skills 2030", um die Länder dabei zu unterstützen, ihre Bildungssysteme zukunftsfest zu gestalten. Die Ergebnisse wurden 2019 in Vancouver vorgestellt. 
Entwickelt wurde "ein Bezugsrahmen für Bildung und Lernen, der die Arten von Kompetenzen enthält, die Lernende heute benötigen, um sich in der Zukunft zurechtzufinden und diese zu gestalten."
Zentral ist der Gedanke, dass Lernende eine aktive Rolle in ihrer Bildung spielen.

3.5.2. Welche Future Skills brauchen wir?

  • Teamfähigkeit
  • Durchhaltevermögen
  • Verantwortung übernehmen können
  • gemeinsam kreativ sein

... das sind laut OECD die Kompetenzen, die Jugendliche heute für die Zukunft erwerben müssen. Dies geht am besten durch gemeinsame Arbeit an einem Projekt.
(Quelle: "Future Skills - 30 entscheidende Kompetenzen und wie wir sie lernen können" München 2021, S. 12ff).

4. ...und konkret?

Wie könnte das aussehen?
In der Kleincomburg gehen Theorie und Praxis Hand in Hand.
Neben der Vermittlung von schulischen Inhalten liegt der Fokus auf dem sozialen Lernen und dem Miteinander. Der "Lernort Kleincomburg" ist ein Ganztagsangebot für 2 parallele Gruppen:

4.1. Feste Gruppe

Dieses Angebot richtet sich an Jugendliche, denen aufgrund ihrer persönlichen Lebensumstände momentan an einer allgemeinen Schule nicht entsprochen werden kann. Sie brauchen gezielte individuelle Förderung im schulischen, sozial-emotionalen und erzieherischen Bereich.

(Dass so etwas funktioniert, beweist das Team von Kopf-Herz-Hand in Friedrichshafen, das seit  mehr als 15 Jahren schulentfremdeten Jugendlichen Halt und Orientierung bietet. Wir durften dort hospitieren und wertvolle Anregungen mitnehmen: https://www.kopfherzhand.com/ )

Die Kleincomburg bietet Platz für eine Gruppe von ca. 12 -16 Jungen und Mädchen im Alter zwischen 11 und 16 Jahren. Diese müssen bei der Aufnahme noch der allgemeinen Schulpflicht unterstehen.

Der abwechslungsreiche, klar strukturierte Wochenablauf beinhaltet Lern- und Unterrichtszeiten, praktische und kreative Tätigkeiten, Bewegungsangebote und Erlebnispädagogik. Ein fester Bestandteil des Tages sind außerdem die gemeinsamen Mahlzeiten.

Das professionsübergreifende Team  (Lehrkräfte und Sozial-arbeiterInnen sowie phasenweise Fachleute unterschiedlicher Gewerke) gewährleistet diese intensive Hilfe für die  jungen Menschen.
Voraussichtlicher Personalbedarf: LehrerIn: 1 Stelle, SozialpädagogIn: 1 Stelle, ArbeitserzieherIn: 1 Stelle

4.2. Praxistage für Schulklassen

Die Kleincomburg könnte Schritt für Schritt ein Ort für Haller Schulklassen werden, an dem Praxisprojekte mit HandwerkerInnen und KünstlerInnen umgesetzt werden - Stolz, Begeisterung und leuchtende Augen inklusive.

(Dass so etwas funktioniert, beweist der weiterführende Montessorizug der Gemeinschaftsschule "Johannes Brenz": Seit mehr als zehn Jahren lernen und arbeiten die Jugendlichen der Klasse M7-9 zwei Tage pro Woche im Freilandmuseum Wackershofen: Sie versorgen die Tiere, pflegen den Garten und den Weinberg und bauen das alte Farrenwärterhaus zu einem Schulhaus um. Auch Schüler mit Lernbehinderung sind selbstverständlich dabei. Ein Schüler mit großen Problemen im Lesen und Schreiben gibt z.B. auf der Baustelle den Ton an: Er erklärt, ermuntert, delegiert, spornt die anderen an. HIER kennt ER sich aus. Diese Selbstwirksamkeit und die Anerkennung der anderen helfen ihm,  die Misserfolgserlebnisse in anderen schulischen Bereichen zu kompensieren und sich nicht vorrangig als defizitär zu erleben.)

Praxistage auf der Kleincomburg könnten so aussehen, dass Schulklassen (z. B. in der 8. Klasse) wöchentlich einen Tag auf der Kleincomburg sind:
Die Fächer Technik und AES finden hier mit Praxisbezug statt. Während z.B. die Schüler der Technik-Gruppe Renovierungsarbeiten oder andere praktische Tätigkeiten erledigen, können die Schüler der AES-Gruppe einen Kräutergarten anlegen und pflegen, Zutaten im Bioladen besorgen, das Mittagessen vorbereiten. Das gemeinsame Essen stärkt zusätzlich die Klassengemeinschaft.

Bei Begegnungen mit Handwerkern können Kontakte für die zukünftigen Praktikas            in Klasse 8 und 9 geknüpft werden.

Die “Stammschüler" der festen Gruppe könnten die “Gastschüler” als Experten in Aufgaben einweisen und dann gemeinsam mit diesen daran arbeiten.

Voraussichtlicher Personalbedarf / mögl. Finanzierung: 

Lehrpersonen kommen aus GMS Ost / West mit der Gruppe, HandwerkerIn: 50% Stelle, Koch/Köchin: 50 % Stelle
Die Organisation und Koordination sollte eine Person übernehmen, die täglich auf der Kleincomburg anwesend ist und möglichst dort auch wohnt.

5. Kooperationspartner

Natürlich braucht es zum Heben dieser "Schätze" viele Menschen, die mithelfen:
Es braucht den Schulterschluss von möglichst vielen Menschen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten:

  • Schulen
  • Freizeiteinrichtungen
  • Kliniken
  • Sozialeinrichtungen
  • Vereine
  • Berufsschulen
  • Betriebe der Region

5.1. Win-win-Situation für Firmen

Firmen haben - genau wie wir - ein Interesse daran, Teamfähigkeit und Handlungskompetenz der Jugendlichen zu stärken. Viele von ihnen sind Jahr für Jahr auf der Suche nach Auszubildenden. Vielleicht suchen diese Firmen ja auch nach Herausforderungen für ihre Azubis der höheren Jahrgänge - Gelegenheiten, bei denen diese sich beweisen können?

So könnten win-win-Situationen entstehen, die eine kostengünstige  Renovierung der Räume der Kleincomburg mit vielfältigen Lernanlässen verbindet.

Im OECD-Bericht liest sich das folgendermaßen:
"Einige Schulen kooperieren miteinander und bilden gemeinsam mit anderen Netzwerke und Partnerschaften. Manche Schulen arbeiten mittlerweile auf breiterer Ebene mit anderen Organisationen ihres kommunalen bzw. regionalen Umfelds zusammen, wie wissenschaftliche Einrichtungen, Theatern, Hochschulen, sozialen Dienstleistern sowie Technologie- und sonstigen Unternehmen; dabei können sich Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler die Kompetenzen und Kenntnisse aneignen, die von Arbeitgebern und anderen Mitgliedern des Gemeinwesens als entscheidend erachtet werden." (OECD-Kompass, S. 14)

5.2. Weitere mögliche Synergien

Die Zusammenarbeit könnte für viele Beteiligte von Vorteil sein, z. B.:
für den benachbarten Bioland-Bauernhof (punktuelle Mithilfe der Jugendlichen)
für den Tourismus-Verein (Besichtigung der romanischen Basilika St. Aegidius wieder möglich durch Kurzführungen der Jugendlichen)
für die Landfrauen (gemeinsames Café mit Einkauf regionaler Bio-Produkte für Reisegruppen)

6. Träger und Finanzierung

6.1. Träger

Wenn die Kleincomburg als außerschulischer Lernort zu den Haller Gemeinschaftsschulen gehören könnte, wäre eine Trägerschaft durch den Schulträger - also die Stadt Schwäbisch Hall sinnvoll. Denkbar wären aber auch andere Träger wie die AWO oder ein Verein.

6.2. Erbpacht

Das Gebäude wird vom Land Baden-Württemberg verpachtet - über einen definierten  Zeitraum von mehreren Jahrzehnten (Erbpacht).

6.3. Erschließung (nach 8 Jahren Leerstand)

Nach einer ersten Schätzung braucht es ca. 1,5 Mio.  Euro, um die Kleincomburg mit Heizung, Strom und Wasser zu erschließen.
1,5 Millionen? Das schaffen wir nie!
Doch - gemeinsam! Zum Beispiel:
Mit 1.500 Menschen (oder Firmen), die jeweils einmalig 1.000 Euro spenden - sozusagen in die Zukunft junger Menschen investieren.
1.500 mal 1.000 Euro?
Das können wir schaffen!

6.4. Laufende Betriebskosten

Für die laufenden Betriebskosten braucht es die Unterstützung der Stadt Schwäbisch Hall. Zusätzlich streben wir "Patenschaften" an mit  Personen oder Firmen, die einen monatlichen Festbetrag für das Gelingen von Bildungsbiographien leisten möchten.
Außerdem können Einnahmen generiert werden:
vom Land BW
durch Stiftungen
aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF)
Weitere Einnahmen kämen auch von den Menschen, die künstlerisch oder handwerklich tätig sind und für ihre Arbeit Räumlichkeiten in der Kleincomburg anmieten.
Eine “Schülerfirma” könnte z.B. ein kleines Cafe betreiben, das z. B. Catering für Veranstaltungen in der Kleincomburg organisiert.

7. Kurze Chronik der Kleincomburg

7.1. Kloster - Armenhaus - beinahe Brauerei - Gefängnis - lebendiger Lernort!?

Die nachfolgenden Informationen über die Kleincomburg nach der Säkularisierung entstammen dem Häuserlexikon der Stadt Schwäbisch Hall:

  • 1803: Das Kapuzinerkloster auf der Kleincomburg wird säkularisiert und anschließend als Ortsarmenhaus verwendet
  • 1849: "Fünf barmherzige Schwestern haben mit viel Mühe und persönlichen Opfern die zerfallenen und vergangenen Räumlichkeiten wieder hergestellt." (Pfarr-Chronik)
  • 1862: Die Stiftungspflege Steinbach verkauft das ehemalige Kapuzinerkloster inklusive Kirche, Spitalgebäude, Gärten, Mauer und Hofraum für 4.400 Gulden an Katharina Deußer als Oberin des Ordens der dort bereits ansässigen Barmherzigen Schwestern.
  • 1876: Am 12. November 1876 verlassen die Barmherzigen Schwestern die Kleincomburg, am 22. November wird auf dem Rathaus ein Verkaufsversuch gemacht: Ein Braumeister bietet 13.000 Mark, um in der Kleincomburg eine Brauerei einzurichten.
  • 1877: Katharina Deußer verkauft das vormalige Kloster auf dem St. Ägidius- Berg für 12.000 Mark an die Königl. Württembergische Staatsfinanzverwaltung. In der Folge wird die Kleincomburg als Außenstelle der Strafanstalt Schwäbisch Hall genutzt.
  • Auf der Kleincomburg sind kurz vor der Entlassung stehende bzw. nicht rückfall- oder fluchtgefährdete Häftlinge untergebracht. Sie arbeiten in einer (2013 geschlossenen) Gärtnerei und einem landwirtschaftlichen Betrieb, in dem bedrohte Rassen wie das Limpurger Rind und der Weideochse gehalten werden.
  • 2015: Nach über 100jähriger Nutzung der Klosteranlage als Außenstelle der JVA Schwäbisch Hall gibt das Justizministerium die Schließung bekannt. Grund sind Bemühungen um Kosteneinsparungen.

(Quelle: https://www.haeuserlexikon.de/haeuserlexikon-steinbach/gebaeudeverzeichnis/kleincomburger-weg-42-44)

7.2. Zukunftsmusik

Und so könnte die Geschichte weitergehen:

  • 2023: In die leerstehenden Gebäude zieht wieder Leben ein: Vormals "schulmüde" Kinder   und Jugendliche erleben hier das Gefühl von Selbstwirksamkeit, indem sie zusammen mit Handwerker*innen, Künstler*innen und Lehrer*innen an gemeinsamen Projekten arbeiten.
  • 2024: In Verbindung mit dem angrenzenden Bio-Bauernhof entstehen zusätzlich vielfältige Möglichkeiten des ganzheitlichen Lernens.
  • Die Stadt Schwäbisch Hall und hiesige Unternehmen fördern das pädagogische Praxisprojekt.
  • Weit über die Region hinaus findet es Anerkennung und Nachahmer.
  • 2025: Durch seine Nähe zur Großcomburg und damit zur Lehrerbildung wird der "Lernort Kleincomburg" begleitet und wissenschaftlich evaluiert.
  • Gern kommen Seminarteilnehmende zum Hospitieren. Die Erfahrungen  aus der Praxis  fließen in die Kurse zur Lehrerbildung ein.

Auch wenn das noch Zukunftsmusik ist - die Noten dafür schreiben wir heute. 

Und wir üben, gemeinsam auf unseren Instrumenten danach zu spielen...

Noch kommt manch schiefer Ton dabei heraus - 

aber die Schönheit des  Zusammenspiels ist schon zu erahnen.

8. Wer sind wir?

Wer ist eigentlich gemeint, wenn in diesem Konzept von "wir" die Rede ist?
Wir sind eine Gruppe von Menschen aus Schwäbisch Hall und Umgebung,
vorwiegend aus dem pädagogischen Bereich:

  • Markus Nachtmann, Sport-, Technik- und Mathematiklehrer,                                      Gemeinschaftsschule Schenkensee, Schulzentrum Ost
  • Sina Rose, Grund- und Hauptschullehrerin, Theaterlehrerin, Studentin  der Sonderpädagogik, Gemeinschaftsschule “Johannes Brenz”, Schulzentrum West
  • Kathleen Uttrodt, Haupt- und Realschullehrerin, Sonderschullehrerin, Montessorilehrerin, Gemeinschaftsschule “Johannes Brenz”, Schulzentrum West
  • Dr. Thomas Huber, Prozessbegleiter, Büro für Soziokultur: Kreative Projekte für Menschen  aller Altersgruppen, Schwerpunkt u.a. Angebote für Menschen mit Fluchterfahrung, insbesondere im interkulturellen Dialog
  • Hansjörg Stein, freier Architekt und Denkmalschützer, spezialisiert auf die Sanierung und Modernisierung von denkmalgeschützten Gebäuden

Wir freuen uns über Unterstützung. 

Interesse? 

Kontakt: Kathleen Uttrodt, Mühlweg 23, 74523 Schwäbisch Hall, 

Tel.: 0791 / 97 81 70 56, k.uttrodt(at)web.de